Ramon Llull: Literarische Werke

Prolog des Werks von Ramon Llull Blanquerna (1283-1285). Ausgabe, die in Valencia durch Joan Joffre im Jahre 1521veröffentlicht wurde. Photoaisa.
Erste Seite einer Ausgabe des 15. Jahrhunderts des Buches Llibre de la contemplació de Déu („Buch der Betrachtung über Gott“), ein Werk, das Ramon Llull zwischen 1271 und 1274 schrieb. Iberfoto. Photoaisa.
Erste Seite des Prologs des Buches Libre del Orde de Cavaylería „Buch des Ritterordens“). Faksimile eines Manuskriptes aus dem 15. Jahrhundert. Iberfoto. Photoaisa.
Titelblatt des Kodex von De Laudibus Beatissimae Virginis Mariae von Ramón Llull. Ausgabe, die in Paris durch Gui Marchand im Jahre 1499 veröffentlicht wurde. Miniatur. Barcelona. Bibliothek von Katalonien. M.C.Esteban/Iberfoto. Photoaisa.

Ramon Llull werden bis zu 265 geschriebene Titel zugeschrieben, von denen es heute nur noch 30 originale Handschriften gibt. Im Folgenden findet Ihr einige seiner wichtigsten Werke, die hier chronologisch aufgelistet sind:

1. Ars compendiosa inveniendi veritatem (1274). „Gekürzte Kunst, um die Wahrheit zu finden“. Es handelt sich um die erste Version der Ars. Die Inspiration erhielt er bei der ersten Erleuchtung auf dem mallorquinischen Berg Randa. Dieses Werk wurde im Kloster La Real (Palma) geschrieben.

2. Llibre de contemplació en Déu (1273-1274). „Buch der Betrachtung über Gott“. Es handelt sich um sein erstes Buch und wurde als „systematische Enzyklopädie über Gott und die Natur“ und als „bibliographische Kathedrale“ beschrieben. Dies geschah aufgrund der konzeptuellen Ambition und der enormen Ausweitung (mehr als 1000 Seiten in der kompaktesten Version). Dieses Werk ist ein konstanter Ruf nach Gnade, da Llull gerade bekehrt worden war und seine Sünden bedauerte.

3. Llibre del Gentil e dels tres savis (1274-1276). „Buch des Heiden und der drei Weisen“. Dieses Buch präsentiert eine tolerante religiöse Polemik zwischen einem Heiden, der kein Wissen von Gott besitzt, einem Juden, einem Muslim und einem Christen. Llull beweist hier ein groβes Wissen über die islamische und jüdische Religion. Das Werk zeigt eine emotionale und elegante Debatte, die auf binären Kombinationen basiert.

4. Llibre de l’orde de cavalleria (1274-1276). „Buch des Ritterordens“. Es handelt sich um eine kleine Abhandlung über die moralischen und religiösen Werte bezogen auf den Umgang mit Waffen.

5. Doctrina pueril (1274-1276). “Kindische Doktrin”. Kathechismus für ein Laienpublikum.

6. Llibre d’Evast e Blanquerna (1283). „Buch von Esvast und Blanquerna“. Es handelt sich um eine groβartige Novelle von Ramon Llull. Das Werk ist auch als Blanquerna bekannt und wurde in Montpellier geschrieben. Blanquerna ist der Name des jungen Mönchs, der der Protagonist dieses Buches ist. Er ist Sohn von Esvast. Er verlässt seine Familie und durchlebt einige Proben auf der Suche nach der spirituellen Perfektion. Auf seiner Reise wird er Abt und Papst und trifft wichtige und immer „korrekte“ Entscheidungen. Dieses Werk umfasst die Werke Llibre d’Amic e Amat und Art de contemplació und ist Frucht seiner spirituellen Entwicklung in Miramar.

7. Llibre d’Amic e Amat (1283). „Buch des Freundes und des Geliebten“. Es handelt sich um ein Juwel der mystischen Literatur und erzählt die beschauliche Erfahrung  des Mönchs Blanquerna. Dieses Buch erinnert raffiniert an die muslimische Tradition der Sufis. 

8. Art demostrativa (1283). „Demonstrative Kunst“. Dieses Buch wurde in Montpellier geschrieben und stellt eine zweite Version der Ars von 1274 dar. Es präsentiert Figuren und das Alphabet, um somit die strukturelle Komponente der Ars sichtbar zu machen und die Bedienung der kombinatorischen Mechanismen und der Berechnungen zu erleichtern.

9. Llibre de meravelles (1287-1289). „Buch der Wunder“. Dieses Buch, auch als Fèlix bekannt, stellt eine ambitionierte didaktische Novelle dar und wurde während seines ersten Aufenthalts in Paris geschrieben. Der Protagonist Fèlix ist ein Pilger, der überrascht (im mittelalterlichen Katalanisch „meravellat“, d. h. „verwundert“) die Realität der Epoche beobachtet. Dieses Werk kombiniert Erzählungen mit Dialogen von didaktischer Natur und umfasst Llibre de les bèsties.

10. Llibre de les bèsties (1288-1289). „Buch von den Bestien“. Das Buch ist Teil des Buches Llibre de meravelles  und scheint eine zoologische Abhandlung zu sein; es ist jedoch eine seriöse Reflektion über die Politik und Korruption in der Form einer Fabel. Durch die Figur von Renard (die Füchsin) schildert Llull einige der finstersten Facetten der menschlichen Natur.

11. Taula general (1293-1294). „Allgemeine Tafel“. Neue Version der Ars, die Llull in Tunis und Neapel schrieb.

12. Desconhort (1295 – 1305?). „Trostlosigkeit“. Es handelt sich um eine ausgearbeitete Debatte in Versen zwischen Ramon (also ihm selbst) und einem Eremit, der nicht an seiner Sache glaubte. In seinem Buch beschreibt er seine eigene Mutlosigkeit nach 30 Jahren Kampf für die Kunst. In diesem Gedicht benutzt er literarische Mittel, die typisch der Minnepoesie sind. 

13. Arbre de ciència (1295-1296). „Baum der Wissenschaft“. Geschrieben in Rom, ist dieses Werk eine Version der Ars in der Form einer Enzyklopädie, die an ein nicht akademisches Publikum gerichtet ist. Es handelt sich nicht um einen Katalog des traditionellen mittelalterlichen Stils, sondern er zeigt durch 16 Baumsymbole (die ebenso viele Kapitel darstellen) die Gliederung zwischen allen Wissenschaften laut der Grundsätze der Ars. Sie wird als die schönste und kompletteste Variante der lullistischen Ars angesehen.

14. Arbre exemplifical (1295-1296). „Exemplarischer Baum“. Es ist der 15. Baum oder auch 15. Kapitel des Buches Arbre de ciència. Dieses Werk bietet mit einem fundamentalen thematischen Eindruck Beispiele der 14 vorherigen Bäume an. Es besitzt eine literarische, didaktische und auch spielerische Dimension.

15. Cant de Ramon (1300). „Gesang von Ramon“. Es handelt sich um eine Autobiographie in Versen, die auf Mallorca geschrieben wurde und die die Verbindung mit dem Leser sucht, um ihn für die Sache des Autors zu gewinnen. In diesem Gedicht, das auch an die Minnepoesie erinnert, bedauert er durch sehr emotionale Fragmente den limitierten Ausgang seines Vorhabens.

16. Retòrica nova (1301). „Neue Retorik“. Dieses Werk gibt Ratschläge und Regeln auf, um Diskurse zu halten, welche vier Elemente beinhalten sollen: Reihenfolge, Schönheit, Wissenschaft und Wohltätigkeit. Llull ist sich über die Macht der Rhetorik bewusst und formuliert sie neu. 

17. Lògica nova (1303). „Neue Logik“. Er schrieb dieses Werk in Genua. In dieser Logik, die Llull als „neu“ beschreibt, da sie auf der Ars basiert, fokusiert er sich mehr auf die Regeln für die Konzeption der Realität als auf die Regeln für die Konzeption der Sprache, was bei einer konventionellen Logikabhandlung normal wäre .

18. Liber de fine (1305). Der ursprüngliche Name ist Liber de maiore fine intellectus amoris et honoris („Buch über das groβe Ende der Intelligenz: die Liebe und die Ehre“). Es handelt sich um sein wichtigstes politisches Werk und wurde in Montpellier geschrieben. In diesem Buch schreibt er über das Predigen vor den „Ungläubigen“ und eines eventuellen militärischen Kreuzzugs in das Heilige Land: geostrategisches Projekt, das fassbare konkrete Aspekte wie z.B. die Hierarchie oder die Strecke umfasst.

19. Art breu (1308). „Kurze Kunst“. Dieses Werk wurde in Pisa geschrieben mit der Absicht zu simplifizieren und deswegen war es die verbreiteste und meistgelesenste Version der Kunst. Es beinhaltet die Figuren und das Alphabet.

20. Vita coetanea (1311). „Zeitgenössisches Leben“. Autobiographisches Werk, das Llull einem Mönch der Karthause Vauvert in Paris diktierte. Es beinhaltet viele Details über sein eigenes Leben und wird als eine der besten mittelalterlichen Biographien angesehen.

21. Fantàstic (1313). „Fantastisch“. Opuskulum, das er auf seiner Reise von Paris nach Vienne schrieb, wo ein Konzil der Kirche stattfinden sollte. Es präsentiert einen sterilen Dialog zwischen dem Kleriker Pere und Ramon selbst. Er beschreibt sich selbst als „fantastisch“ („verrückt“ in der mittelalterlichen katalanischen Terminologie)

22. Art abreujada de predicació (1312-1313). „Gekürzte Kunst des Predigens“. Es schrieb dieses Buch während eines Aufenthalts auf Mallorca. Es handelt sich um eine Sammlung von Predigten und ist in Wirklichkeit eine Exposition seiner Idee des Predigens, was im Mittelalter das effizienteste Mittel der Komunikation war.

 

Zitate von Ramon Llull

 
„Flüchte eher vor einem bösen Prinzen als vor einer Schlange“
 

Nachrichten über Ramon Llull

 
Ramon Llull sprach Katalanisch, Okzitanisch, Französisch, Arabisch und Latein und förderte das Erlernen von Sprachen.
 

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